In einer uns fremden, unbekannten Sphäre...

1.Einleitung:
Das Ferne Land

Hier scheint die Sonne erbarmungslos. Endlos scheinen sich die Dünen über den Horizont zu ziehen. Alles lebende wird unter dem glühenden Sand der Sonne verschlungen. Nur einige vergilbte, vom Sand zerfressene Knochen zeugen von den Lebewesen, die diese Landstriche einst beherrschten. Kein Wind regt sich. Seit Jahren hat es keinen Regen mehr gegeben.

Dennoch ist dieses Land nur scheintot. In der nähe der östlichen Gebirge gibt es Leben...Leben, wie es jeder kennt. Der unwirtlichen Gegend zum trotz haben sich hier Menschen angesiedelt. Sie leben hier seid Jahrtausenden, sie sind mit ihrer gefährlichen Umgebung vertraut. Der Tod ist hier jedermann ständiger Begleiter.

Dieses Land, das von Zehntausenden - wenn nicht Hunderttausenden – Menschen bewohnt wird, kann grob in 3 Gebiete unterteilt werden. Zunächst gibt es die Wüste - der größte Teil des Landes , in der kaum jemand länger als einen Tag überleben könnte – denkt man zumindest. In der Wüste haust eine Vielzahl verschiedener Nomadenstämme. Trotz der tödlichen Umgebung gehen diese Stämme nicht immer friedlich miteinander um, oft gibt es größere Konflikte, die sich meist um das spärliche Wasser oder um die wenigen Ressourcen drehen.

Den zweitgrößten Teil des Kontinents macht ein gigantisches Gebirge aus, dessen höchste Gipfel die Sonne berühren, und damit Sitz des Sonnen - und Wüstengottes Rahhla bilden. Von den hohen Bergen kommt das wenige Wasser, daß das Flachland um das Gebirge bewohnbar macht. Hier gibt es feste Siedlungen und Städte, deren Gebäude mit braunen, in der Sonne gebrannten Lehmziegeln errichtet wurden. Die Leute hier sind Großteils Händler und Bauern. Die meisten Siedlungen unterhalten kleinere Scharen von Kriegern, um sich gegen gelegentliche Überfälle von plünderten Nomaden zu wehren.

Der dritte erwähnenswerte Teil des Landes ist die Küste. Wie auch im grünen Britannia befinden sich die größten Städte an der Küste des Landes. Die Küste ist das einzige Gebiet, in dem es Weideland und Viehzucht gibt, da es hier zwar auch nur spärlich, aber regelmäßig regnet. Weiters wird hier auch Fischfang betrieben. Diesen Umständen ist es zu verdanken, das an der Küste des Wüstenkontinents große Städte entstanden, die in ihrer Größe und in ihrem Prunk Städten wie Britain oder Vesper um nichts nachstehen.
Die Küstenstädte sind ständig im Streit oder gar im Krieg mit ihren Nachbarn – hier geht es meist um das Weideland. Einige dieser Städte haben im Laufe der Zeit ihre Kampfkünste perfektioniert und unterhalten große Armeen, mit denen sie versuchen, sich gegen ihre mißmutigen Nachbarn zu wehren. In diesen Städten gibt es auch die in Britannia bekannte Magie.



2.Seltsame Ereignisse

Tagebuch des Fischers Al Murtik, seßhaft in Urchi

Das 4017. Jahr nach der Rückkunft Er’cháktallas

* Der Tagebucheintrag ist sauber und schön geschrieben *
4. Tag des Râgab, im Jahr der Sonne

Ich verbrachte heute den ganzen Tag auf See. Das Wetter war heute ungewöhnlich trüb, auch das Meer wirkte auf mich schwarz und trist. Obwohl kein Wind wehte, war das Meer heute mit schäumenden Wellen überzogen.
Ich konnte heute nur einige wenige Fische fangen, kein Wunder, bei diesen Wetter.

5. Tag des Râgab, im Jahr der Sonne

Heute war das Wetter wieder trüb. Ich habe keinen Fang gemacht – als ich das Netz ausgeworfen hatte, wurde es plötzlich unglaublich schwer. Beinahe wäre mein Boot gekentert, und ich wäre wohl ertrunken, hätte ich es nicht schnell mit einem Messer abgeschnitten. Augenblicklich versank es in der schwarzen See. Kurze Zeit später war es mir, als ob ich einen riesigen Fangarm gesehen hätte – doch das war wohl nur Einbildung.

* Die Schrift ist zittrig, Tintenflecken verunzieren das gelbliche Blatt *
6. Tag des Râgab, im Jahr der Sonne

Als ich heute zum Hafen schritt, traute ich meinen Augen nicht! Alle Boote lagen zertrümmert im Hafenbecken, keines war verschont geblieben. Andere Fischer standen ebenso entsetzt am Wasser und blickten auf die Überreste ihrer Boote. „Eine Riesige Krake hat sie zerschmettert!“ wimmerte ein alter Fischer.
Ratlos blickten die Krieger ins Hafenbecken. Wir alle spüren, das uns etwas bevorsteht, nur was, kann niemand sagen. Selbst die weisesten der Weisen wissen keinen Rat.
Ängstlich ging ich zu meiner Hütte zurück, um alles weitere abzuwarten, doch nun ist es Abend, und nichts ist geschehen.

* Die Schrift ist wiederum zittrig und häßlich, viele Tintenflecken und verschmierte Buchstaben zeigen, das der Schreiber sehr nervös war *
7. Tag des Râgab, im Jahr der Sonne

Es ist schrecklich! Gräßliche Seeschlangen zertrümmerten alle Häuser, die sich zu nahe am Meer befanden! Eine riesige Krake zog einige Leute mit ihren gigantischen Tentakeln von einem Steg herunter mit in die Tiefe des nun schwarzen Meeres! * Tintenkleks * Der Stammesführer Al Chásît versuchte die Leute zu beruhigen, doch es gelang ihm nicht. Die Bevölkerung Urchi’s geriet in Panik, an die hundert Menschen wurden zu Tode getrampelt. Ich schlafe heute nicht mehr in meiner Hütte, nein, ich habe mein Hab und Gut zusammengepackt und beschlossen, diesen verfluchten Ort zu verlassen – heute Nacht schlafe ich unter freien Himmel, weitab von den Mauern Urchi’s, in einem Flüchtlingslager.

* Die Schrift ist zittrig, das Blatt stark verschmutzt *
8. Tag des Râgab, im Jahr der Sonne

Über die Nacht sind noch mehr Menschen aus Urchi zu dem Flüchtlingslager gekommen. Die Neuankömmlinge berichten, dass es in der Stadt nicht mehr mit rechten Dingen zugeht. Riesige Kraken und Seeschlangen machen die Küstengewässer und den Strand unsicher, zu Menschengröße angewachsene Kröten durchziehen nun die Straßen. Doch das schlimmste und merkwürdigste ist das lebende Wasser, das alles zerstört was sich ihm in den Weg stellt! Angeblich leisteten unsere Krieger tapfer Widerstand, waren jedoch den Ungetümen unterlegen und mussten aufgeben. Der Stammesführer Al Chásît fiel ehrenvoll im Kampf für seine Heimat.
* Die Schrift ist nun wieder klarer und leichter zu lesen *
Gegen Abend kamen eine Handvoll verwundete Krieger. Sie erzählten, das sie von den finsteren Wesen überrannt wurden. Viele der Einwohner und der tapferen Verteidiger waren umgekommen, so gut wie alle verwundet.

9. Tag des Râgab, im Jahr der Sonne

Heute früh wurde beschlossen, nach Süden zu ziehen, um dort Schutz und Unterstützung zu suchen. Ziel des Marsches war die eine Tagesreise entfernte Stadt Núrch‘. Die Stammesoberhäupter Urchi’s hatten Blutbruderschaft mit denen Núrch’s geschlossen, was sie zu Verbündeten machte. Sie werden uns sicherlich Unterstützung gewähren. Mit Tagesanbruch begannen wir den Marsch.
* Die Schrift ist wieder zittrig *
Es ist Abend, und wir sehen die stolzen Mauern Núrch’s. Wir werden morgen in aller Früh den Rest des Weges zurücklegen.

* Hier endet das Tagebuch des Fischers abrupt *

3.Das Böse überrollt das Land
* Eine verschnörkelte, durchgehende schöne, klare Schrift *
Geschrieben von Tus’cher, Gelehrter aus Núrch

Es war der 26. Tag des Râgab, im Jahr der Sonne, oder der Finsternis, wie sie jetzt sagen. Núrch liegt in Trümmern, ebenso wie die Städte Urchi und El K’tach. Allesamt wurden von seltsamen Wesen heimgesucht – in Urchi, Lebendiges Wasser, riesige Kraken, Kröten und Seeschlangen, in Núrch standen die Toten aus den Gräbern wieder auf, Skelette und Untote, manche ausgestattet mit mächtigster Magie, überfluteten die Straßen.
In El K’tach („Die blühende Stadt“), starben zunächst alle Pflanzen. Dann lösten die Bäume ihre Wurzeln und wurden zu lebendigen Wesen, die alles zerstörten. So wurde es jedenfalls berichtet.
Am 28. Tag des Râgab trafen ein paar der vor einigen Tage ausgesandten Späher wieder im Hauptlager ein. Sämtliche Küstenstädte waren verloren, Finsternis machte sich in allen Teilen des Landes breit. Die Nomaden flüchteten aus der Wüste Richtung Westen. In der Wüste sollen sich folgende Begebenheiten zutragen: Riesige insektenartige Wesen machten sich selbst in den tödlichsten Gegenden der Wüste breit – zunächst nur spärlich, sodass sie leicht von den Stämmen getötet werden konnten. Doch es wurden immer mehr – angeblich wurden ganze Stämme im Kampf gegen die Untiere ausgelöscht. Die Flüchtlinge sammeln sich nun hier, im Hauptlager.
In den Gebirgsnahen Städten sollen angeblich die Steine lebendig geworden sein – diese Wesen haben nichts Gutes im Sinn und zerstören alles was sich ihnen in den Weg stellt.
Trotz größter Anstrengungen und Nachforschungen ist es weder mir noch einem anderem Gelehrtem gelungen, diese Vorkommnisse zu erklären.
* hier enden die Aufzeichnungen des Gelehrten *


4.Die Flucht
Tagebuch von Al Mazit, Krieger von Natál
* Eine schöne, regelmäßige Schrift ziert das Papier *
34. Tag des Râgab, im Jahr der Finsternis
Die spärlichen Reste unsrer einst mächtigen Armeen haben sich im Flüchtlingslager auf den Ebenen von T’nour gesammelt. Es gibt viele Verwundete, täglich sterben viele meiner tapferen Brüder auf dem Schlachtfeld. Die Stammesführer sprechen ständig davon, das wir durchhalten müssten, als ob es noch eine Möglichkeit für uns gäbe, zu Überleben. Unser Schicksal scheint besiegelt.

Heute abend ist der Spähtrupp wieder zurückgekommen. Der Trupp brachte, wie üblich, Verwundete mit. Drei unserer Krieger starben am Wundfieber.


35. Tag des Râgab, im Jahr der Finsternis
Heute Früh schritt ich durch unser Lager. Wohin ich blickte, sah ich nur verwundete, entmutigte Krieger. Ihre einst stolzen Gesichter waren nun grau, matt und schwach. Jeder weiß, das wir die kommenden Monde nicht Überleben werden, doch niemand wagt es, diesen Gedanken auch nur Auszusprechen. Wer weiß, vielleicht sind sie auch nur zu Müde um zu denken.

36. Tag des Râgab, im Jahr der Finsternis
Zum ersten Mal seit Wochen gibt es gute Neuigkeiten. Die sonst nutzlosen Magier und Gelehrten haben endlich eine Weg gefunden, der unser aller Leben retten oder es auch bloß schneller beenden könnte.
Ihr Plan, welcher uns wahrscheinlich allen endgültig das mittlerweile wertlose Leben kosten wird, stützt sich auf alte, staubige Bücher. Mehr hätte ich von diesen Wichten auch nicht erwartet.

37. Tag des Râgab, im Jahr der Finsternis
Die Gelehrten haben uns ihre Pläne nun enthüllt. Sie wollen in die Wüste, um das A’âl tch zu Suchen! Sie meinen, das dieses Höllentor uns helfen könnte, unsre Welt zu verlassen, und damit allem übel zu entrinnen.
Ob ich hier verhungere oder in der Wüste von Insekten, so groß wie Ochsen, zerfleischt werde, ist mir mittlerweile egal – und wie es scheint, bin ich nicht der einzige, der so denkt. Gleich morgen, so sagen die Stammesführer, soll das ganze Lager aufbrechen, und nach diesem albernen Tor suchen.

* Das Blatt ist verschmutzt, die Schrift schlecht zu lesen *
38. Tag des Râgab, im Jahr der Finsternis
Wir brachen, ausgestattet mit genügend Mundvorrat, schon in aller Früh auf. Unser Zug wurde laufend kleiner – immer wieder werden wir von Ungeheuer verschiedenster Art angegriffen. Mein Schild ist entzwei gebrochen, ich habe es weggeworfen. Es wird mir beim sterben sowieso im Weg sein.
Gegen Abend erreichten wir die Grenze zur großen Wüste, wo wir unser Lager aufschlugen.
Die Gelehrten meinen, das wir heute die letzte Nacht in dieser Welt verbringen. Narren.

* Die Schrift ist merklich zittriger*
39. Tag des Râgab, im Jahr der Finsternis
Ich gestehe offen, das ich mich wundere, noch am Leben zu sein. Anscheinend will das Dunkle mich bis zuletzt aufheben. Was soll’s. Unser Zug zieht weiter gegen Osten. Überraschend kühler Wind schlug uns heute entgegen. Der einst blaue Himmel ist schwarz, und leuchtet ein mattes Licht zu uns herab. Die Wüste wirkt anders an sonst, toter als tot.
Gegen abend erreichen wir irgend etwas. Die Magier und Gelehrten sind aufgeregt und springen herum wie aufgescheuchte Hühner. Nun, wir hatten aber etwas erreicht. Ein winziger Fels ragte aus dem Sand. Die Magier meinten das sei das A’âl tch, das Höllentor, und das wir es nur noch freilegen müssten, um zu fliehen. Obwohl ich ihnen nicht glaube, scheint es unseren Kriegern neuen Mut zu verschaffen.

* Die Schrift ist wieder schön und regelmäßig*
Geschrieben von Al Mazit, in der neuen Welt
40. Tag des Râgab, im Jahr der Finsternis
Mit dem Morgen begannen die Magier, den Sand zu entfernen. Sie sprachen einige Worte und der Sand verschwand, einfach so, von einem Augenblick auf den anderen. Ich gebe zu, das mich das beeindruckt hat, zum ersten Mal setzen die Magier ihre Fähigkeiten nützlich ein. Das A’âl tch war überwältigend. Aus gelblichen Felsen erbauter, mannshoher, steinerner Ring, der mit seltsamen Symbolen überseht war.
Die Magier begannen zugleich, das Tor zu untersuchen. Kurz darauf stellten die Magier sich alle davor, und sprachen seltsame Worte. Der Ring begann zu vibrieren, ein greller Lichtblitz erfüllte kurz die Luft. Als ich wieder sehen konnte erblickte ich den Ring, in dessen Mitte ein grell blau leuchtendes, ovales Tor erschienen war. Zu diesem Zeitpunkt faßte ich neuen Mut. Die elenden Magier hatten es tatsächlich geschafft! Hastig wurde alles zusammen geklaubt. Als ob das Dunkle denken könnte, kam es mir vor – es lässt seine sicher geglaubte Beute nicht wieder gehen. Eine große Horde der übermenschlichen Kreaturen kam auf uns zu, von den Dünen herab zum A’âl tch, um uns den Weg abzuschneiden! Ein Knurren ging durch die Reihen der Krieger. Die Klingen wurden gezogen, doch diesmal anders. Voll Mut und Siegesgewiß. Die Krieger bildeten in aller Eile einen Ring um das A’âl tch – um den Frauen, Kindern und Alten den Durchgang zu sichern. Ein heftiger Kampf entbrannte. Unsere Reihen wurden immer weiter zurückgedrängt, jeder gefallene Krieger hinterließ eine Lücke, die sich nicht wieder schließen konnte – im Gegensatz zu unseren Feinden, die anscheinend über unbegrenzten Nachschub verfügten. Jeder meiner Brüder blutete bereits aus mehreren Wunden, mich eingeschlossen, nur der Wille zu überleben hielt uns auf den Beinen. Endlich waren die letzten durch das Tor geschritten. Die Magier hatten es bis jetzt offenhalten können, doch das Tor begann zu flackern. Das Chaos, das Dunkle wurde zu stark und störte offenbar den magischen Fluß unserer Magier.
Ich warf einen letzten Blick auf die vom Gegnern übersäten Dünen. Ein Sprung brachte mich zum Tor, wo ein Magier vor meinen Augen von einem Riesigen Skorpion in Stücke gehackt wurde. Nun verlor das Tor endgültig den Kontrast. Es verschwamm, wurde größer und kleiner und wechselte sogar die Farbe. Nur ein Gedanke war in meinem Kopf. Hindurch! Irgendwie gelang es mir, in das Tor zu springen. Ich verlor endgültig das Bewußtsein.

Ein Tag im Jahr der Flucht
Ich fand mich auf heißem Sand wieder. Meine Waffen und Rüstung waren verschwunden. Neben mir lag ein Krieger – Abu Zama. Ich blickte mich um. Waren wir tot? Nein, dafür spürte ich meinen Körper zu deutlich. Wir waren gerettet, doch allein. Verschlagen in eine uns fremde Welt. Gibt es hier Leben? Gibt es hier Menschen?
Ich stand auf und ließ meinen Blick schweifen – Sand und Sonne – wie in der alten Heimat...