Seit der erste Sonnenstrahl des Tages ihre Augen erreicht hatte, waren sie unterwegs gewesen. Ein langer kräftezehrender und nicht ganz ungefährlicher Weg, durch die tiefsten Dschungel ganz im Süden, der bekannten Welt. Die kurze Pause, die sie gemacht hatten, schien Ewigkeiten zurückzuliegen und der Schweiß, den das tropische Klima hervor rief, lief über ihre Körper, während sie einem scheinbar Unsichtbaren Weg folgten oder auch nur der beinahe intuitiven Kenntnis dieses Waldes, den Cryseldis zu haben schien. Vorbei an riesigen Efeu überwucherten Bäumen, die sich gen Himmel wanden und oft Schatten spendeten, der die glühende Hitze ein klein wenig zu mildern schien, vorbei an den seltsamen oft unbekannten Tieren und Kreaturen, die in diesen feuchten Wäldern lebten, bis sie beide irgendwann am frühen Abend die Küste erreichten. In den letzten Stunden waren wenige Worte gefallen. Die Hitze hatte auf ihnen gelegen und die Gedanken waren mal um mal auf die Bedeutsamkeit der kommenden Nacht gefallen... auf die Nacht, die all das was in den Wochen und Monaten zuvor geschehen war... die all das was sie verband und einander so unheimlich nahe brachte letztendlich besiegeln sollte.

Die beiden jungen Frauen lenkten die Schritte ihrer Stolzen Mustangs gen Strand? stiegen ab, um sie kurz zu füttern und blickten sich mit einem kurzen aufblitzen in die Augen... wieder mussten keine Worte gesprochen werden, die den Frieden des Augenblicks verletzt hätten... was die eine dachte, huschte auch durch die Gedanken der anderen... beide begannen im selben Moment sich hier fernab jeglicher Zivilisation ohne Scheu ihrer Kleider zu entledigen um sich in die erfrischenden Wellen des Meeres zu stürzen, um den Schweiß und die Anstrengungen des langen Rittes einfach abzuwaschen.

Ein zwei Stunden später... erfrischt und wieder ruhig... die Wärme des Abends genießend mit der anderen, die in der vergangenen Zeit zu etwas wie einer Schwester geworden war, saßen Lythandrah und Cryseldis ruhig am Strand und ließen ihre Blicke für lange Zeit über die Wellen des Ozeans schweifen. Still und doch einfach um die Nähe der anderen wissend und genießend jeweils den einzelnen Gedanken nachhängend, bis die Sonne letzten Endes am Horizont verschwunden war und langsam die ersten Sterne am nächtlichen erstrahlten.

Wie auf ein unsichtbares Zeichen standen beide wieder auf? fassten sich sanft an den Händen und liefen zurück in den dichten nächtlichen Dschungel dessen Geräuschkulisse sich so stark geändert hatte... vorbei das huschen und Zirpen des Tages... die nächtlichen Bewohner des Waldes erwachten nun zu Leben und die Lieder der Nachtvögel erfüllten die warme Luft...
Hand in Hand schlugen sie einen leicht anderen Pfad ein... den Weg zu einem uralten, nur noch den wenigsten bekannten Schrein, der den Ort für das darstellen würde, was in dieser Nacht geschehen sollte...
Gemeinsam Hand in Hand betraten sie den Ort, der schon von sich aus von einer inneren... fast fühlbaren Magie zu erstrahlen schien... ihre Füße glitten kurz über den so merklich kühleren Steinboden... bevor sie sich auf Knien zu beiden Seiten des Symbols dieses Ortes nieder ließen einander mit einem warmen Lächeln in die Augen sahen.

Ihre beiden Blicke richteten sich auf den kleinen zierlichen Dolch der in ihrer Mitte lag... Es mussten auch hier keine Worte mehr gesprochen werden ...die Gedanken und Gefühle der einen waren auch die der anderen... und alles was hätte gesagt werden müssen... war bereits gesagt worden .... das Gefühl dieses unendlichen Nähe... einer Freundschaft, wie sie nur selten je anzutreffen war... ein gemeinsamer Schwur, der so vieles besiegeln sollte... die Achtung der reinen Magie... wie die vor den Kräften der Natur... ein Versprechen aus tiefstem Herzen ,dass die eine zur Schwester, der anderen machte ... und für immer besiegeln sollte.
Was das begehren der einen war, wurde zu dem der anderen... Wünsche... Sehnsucht? Ängste... Furcht... und Verletzlichkeit... in diesem Moment schien alles für beide eins zu werden... nacheinander griffen sie mit langsamen bedächtigen, aber festem Griff, nach dem Dolch, um sich einen Schnitt zuzufügen, aus dem im Mondlicht kleine schwarze Tropfen dunklen Blutes quollen.... den Dolch beiseite gelegt, rutschten sie aufeinander zu, pressten die Hände gegeneinander mit dem Wissen von nun an endgültig... in der Liebe wie im Schmerz vereint zu sein, nahmen sich kurz in die Arme....lösten sich wieder voneinander und sahen sich mit einem Lächeln an.... mit dem Wissen das auch dieser Teil erreicht war.... Schwestern
Vereint in allem was je kommen würde
Blutsschwestern

Cryseldis und Lythandrah ...das Schicksaal der einen war das Schicksaal der anderen

Lange lag nun dies schon zurück, doch suchte Lythandrah immer noch vergeblich nach Cryseldis in den Wäldern, mit der Hoffnung, dass sie sich wieder vereinen. Aber ihr konnte nichts passiert sein, sonst hätte dies Lyth gespürt, darin war sie sicher.