Am späten Nachmittag, die Abendsonne tauchte Britain schon in sanftes rot, beschloss Nynanaea einen Happen im Cat’s Lair zu essen und vielleicht ein paar Happen mehr Informationen aufzufangen. Nachdem sie die knarrende Tür die in den Schankraum führte hinter sich schloss blickte sie sich erst einmal um, allerdings war nur das übliche Tavernengesindel anwesend. Aus irgendeiner Ecke erscholl aus einer nicht mehr allzu trockenen Kehle der Ruf nach mehr Bier, von einem anderen Tisch hörte man das typische Geräusch rollender Würfel und überall fanden gemurmelte Gespräche über den kommenden, viel zu harten Winter statt. Nynanaea setzte sich in eine freie Ecke und bestellte bei der Schankmaid einen Schluck Wein und ein bisschen Salat. Nur einen Appetithappen, aber es würde für den Moment reichen.
Sie schluckte gerade das letzte Salatblatt hinunter, die Weinflasche war zur Hälfte geleert, als von draußen eine tiefe Stimme rief: „ORKS!“ Die Menschen in der Taverne tauschten verwirrte, ungläubige Blicke aus und konnten noch nicht einmal anfangen panisch zu reagieren, als auf einmal die Türe aufgerissen wurde. „Orks!“ rief der eintretende Mann im Plattenpanzer keuchend, kurz danach japste er nach Luft. Vermutlich hätte sein polierter Harnisch die billigen Talgkerzen und Öllampen die zumindest ein wenig Licht in der Taverne spendeten reflektiert, wäre er nicht über und über mit Blut besudelt gewesen. Der Mann machte ein paar grotesk anmutende Schritte, ähnlich einem Betrunkenen, in Richtung Tavernenmitte. Sein Atem ging schwer, zu schwer. „Orks… muss… warnen…“ raunte er, an alle und niemanden gewandt, während seine Hand in seine Tasche glitt. Dann fiel er mit dem Geräusch aneinander reibender Platten um. Nynanaeas vom Wein benebelte Sinne brauchten eine Weile bis sie begriffen was geschehen war. Dann stand sie auf und ging langsam auf den Mann am Boden zu. Der Wein benebelte nicht nur ihre Sinne; er verschaffte ihr auch leichte Gleichgewichtsprobleme. Als sie die Strecke bis zu dem Krieger (es musste ein Krieger sein, wer sonst würde eine Plattenrüstung tragen) überwunden hatte beugte sie sich zu diesem herunter und fühlte seinen Puls. Ein leiser Seufzer entfuhr ihr. „Er ist tot.“ sagte sie mehr zu sich selbst. Trotzdem schien es laut genug gewesen zu sein, denn die Schankmaid fiel mit einem kreischenden Schrei zu Boden, und die Wirtin stammelte vor sich hin. Das restliche Gesindel betrachtete die Szene stumm, schaulustig. „Blutige Asche“, fluchte Ny in Gedanken, „Natürlich hilft mir niemand.“ Sie versucht ihre Gedanken vom Gift des Alkohols los zu bekommen, was auch erstaunlich schnell funktionierte. Was sollte sie jetzt tun? Aye, die Tasche… Sie griff in die Tasche des Kriegers, allerdings ohne etwas zu finden, als sich die Tür plötzlich ein zweites Mal öffnete. Nynanaea – nein, alle – wandten den Blick zur Tür, in der ein Gardist in seiner blaugoldenen Uniform stand. „Was ist hier geschehen?“ fragte er, während er sich in Richtung des Leichnams des Mannes bewegte. Kurz erzählte Ny ihm was geschehen war, während sie erneut in der Tasche des gefallenen Kriegers herumkramte. Irgendetwas musste da doch sein! Als hätte ihr Gedanke etwas bewirkt, stieß sie auf etwas raschelndes, es fühlte sich an wie Papier. Mit einem triumphierenden Lächeln auf dem Gesicht (nun, triumphierend verglichen mit dem Umstand dass sie in der Tasche eines Toten kramte) zog sie die Notizen des Mannes aus dem Beutel und überflog sie. Die wichtigsten Stellen las sie dem Gardisten vor: „Ein Karawan Orks auf dem Weg nach Trinsic… Riese…“ Teilweise war der Text plötzlich abgebrochen, zum Teil von dunklen Blutflecken verdeckt so dass es schwer war ihn zu lesen. Der Gardist handelte sofort, scheinbar war er mit solchen Situationen vertraut. Er hob sich den Mann über die Schulter, murmelte etwas davon einem “Webster“ bescheid zu sagen und wies Nynanaea an jedem von der Kunde über die Orks Bescheid zu geben.
Auf dem Weg zur Bank, und vor allem an eben dieser traf sie recht viele Leute die mit Waffen scheinbar umgehen konnten und offensichtlich auch entschlossen waren den Orks die Stirn zu bieten, sie packten kurzerhand ihre Siebensachen (beziehungsweise –waffen) stiegen auf ihre Rösser und ritten gen Westtor. Ny durchstreifte noch eine Weile die Straßen nach kampferprobten Menschen, aber außer den gewohnten Betrunkenen und den Glühwürmchen die sich in Schwärmen um die Straßenlaternen tummelten (es war inzwischen schon dunkel geworden) traf sie niemanden.
Schließlich entschloss sie sich der Sache selbst nach zu gehen und lief in Richtung Westen. Am Stadttor begegneten ihr die ersten Krieger, scheinbar hatten sie schon einen Kampf ausgefochten, aber Ny war sich nicht sicher. Als sie die Straße nach Trinsic nahm sah sie am Wegesrand die ersten verletzten, scheinbar waren diese Orks keine allzu leichten Gegner. Nicht viele Meter weiter traf sie dann auch auf die ersten Orkleichen. Sie trugen klobige Rüstungen und Waffen, sie konnte sich nicht vorstellen das jemand so etwas im Kampf benutzen konnte, aber den Wunden vieler der tapferen Recken um sie herum nachgehend konnten es die Orks eben doch. Sie zählte im Dunkel 4 tote Orks… oder waren es 5? Die Dunkelheit behinderte ihr Blickfeld, und die Kälte der Nacht biss ihren Verstand. Würde sie wissen wie groß ein „Karawan“ wäre, würde sie wissen ob alle erledigt waren. Riesen waren allerdings keine zu sehen. Weder lebendig – zum Glück – noch mit dem Gesicht Richtung Erde. Sie hatte genug gesehen und wollte zurück in die Stadt, wobei sie von ein paar Leuten begleitet wurde. Im Cat’s Lair traf sie dann noch eine der Kämpferinnen mit welcher sie sich ein wenig über die Bedrohung der Orks unterhielt. Viel Zeit hatte die Lady jedoch nicht, wollte sie sich doch gleich wieder in den Wald auf der Suche nach den grunzenden Unruhestiftern machen.
Ny war recht erschöpft nach all dem Trubel, müde suchte sie sich eine Schlafgelegenheit…