Die Schatten der Nacht bauen sich auf und verdrängen langsam das Licht des Tages.
Nicht viel war mehr in den Strassen Britain zu erkennen. Nur die hell ausgeleuchteten
Fenster der Schrifthalle zeugen noch von einiger Betriebsamkeit.
Ich, Knut Kunterbunt, normalerweise zuständig für kleine Illustrationen in den Abschriften,
habe an diesem Abend das zweifelhafte Vergnügen, die Nachtschicht abzuleisten.
Damit verbunden war leider die Pflicht, die meist kurzen und unrentablen Liebesbriefe zu schreiben oder,
viel schlimmer, sie vorzulesen.
Doch plötzlich war es nicht so wie gewohnt.
Lag es an der recht geringen Größe der Gestalt, die gerade die Halle betritt?
Oder ist es ihre Aura?
Oder ist es einfach nur der Geruch des Abendessen, daß mir meine Frau halb verbrannt mitgegeben hatte?
Schulterzuckend beobachte ich den Neuankömmling, der zur großen Anschlagstafel geht.
Die Gestalt läßt sich sehr viel Zeit beim Lesen und sie kontrolliert auch jene Zettel, die schon mehrfach überdeckt sind.
Weitere Kundschaft läßt mich die Beobachtung abbrechen.
Natürlich, wie soll es auch anders sein, Standard 4 - Verliebter mit Einschlag zur Nostalgie:
"Julia, oh Julia. ..." Oh, wie originell.
Eine halbe Stunde meines Lebens für einen liebestollen Kater.
Und meine Frau fragt mich, warum ich ihr nie einen Brief schreibe. Die soll erst einmal kochen lernen.
Der Kater verläßt die Schrifthalle.
Siehe da, der kleine Mann kommt auf mich zu.
Was er wohl braucht?
Ein Kandidat für Liebesbriefe scheint er jedenfalls nicht zu sein.
He, er, Schriftkundiger!
Sind das alle öffentlichen Bekanntmachungen, Preisangebote und Hinweise oder habt Ihr noch mehr?
Eine merkwürdige Frage, fürwahr. Sicherlich verwenden wir ein Teil der sehr alten Zettel zum Feueranmachen
und zu diesem Zweck werden Sie in einigen von Schreiner Zaphod gestifteten Kisten gestapelt.
Aber was will man damit noch?
Oh, ein paar glänzende Goldstücke überzeugen mich, daß es sich hier um eine ehrenvolle Arbeit handelt
und innerhalb weniger Minuten stehen 4 große Kisten voll mit kleinen und großen Zetteln vor meinem verehrten Kunden.
Und er beginnt sie tatsächlich alle durchzulesen.
Er macht sich Notizen, schreibt Namen auf, streicht sie wieder durch und das fast 8 Stunden lang.
Der Morgen graut. Irgendwo scheint ein Hahn Selbsmordgedanken zu hegen und kräht, was das Zeug hält.
Ich räume meine Utensilien zusammen und... siehe da, auch der kleine Fremde scheint fertig.
So grußlos, wie er gekommen war, geht er auch wieder.
Merkwürdig, ein Zwerg ist er wohl nicht.
Ich denke, ich werde zu Hause mal mit meinen Nachbarn über diese Nacht sprechen...