#1 Lajara Varn von Lajara Varn 26.11.2003 04:19

Alter: 23
Größe: 1,75 m
Haarfarbe: silbrig-Weiß
Augenfarbe: Grün
Eltern: verstorben
Geschwister: eine jüngere Schwester, ebenfalls verstorben

Es war in einer sternlosen Winternacht, das Firmament hing zäh und schwarz wie Pech über Höllentor. Lajaras Fackel vermochte die Dunkelheit nur unmerklich zu erhellen. Ihre Augen fühlten sich schwer und müde an, und ihre Beine brannten von dem langen Marsch. Sie wollte schon verzweifeln, als sie unverhofft in der Ferne ein Haus ausmachen konnte. Das kraftlose Licht näherte sich unter Lajaras schleppenden Schritten nur langsam dem beinahe in völlige Finsternis gehüllten Gebäude. Als sie auf zwanzig Meter herangetreten war erkannte sie, daß es sich um eine Herberge handelte. Bis auf ihren eigenen Atem und ihre durch den Schnee gedämpften Schritte war kein Geräusch zu vernehmen. Auch die Herberge schien lautlos in den Talkessel eingebettet, nur die Balken des verwitterten Hauses ächzten unter der Last des Schnees. Die dumpfe Stille wurde jäh unterbrochen als Lajara keuchend mit der Faust gegen die Vordertür schlug. So unsanft aus ihrem Schlaf gerissen stürzte die Gastwirtin ungehalten zur Türe und schloss sie schimpfend auf. Die Worte blieben ihr im Halse stecken als sie die entkräftete und totenblasse Gestalt sah, welche sich schweren Atems gegen den Türrahmen lehnte. Lajara versuchte zu sprechen, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Von dem Anblick erschrocken wich die Wirtin einen Schritt zurück. Lajara senkte den Kopf und blickte an sich herunter: die notdürftig angelegten Verbände waren blutdurchtränkt, ihre Kleidung hatte durch die Anstrengungen auch enorm gelitten. Sie erhob ihr Haupt wieder und blickte in die weit aufgerissenen Augen der Gastwirtin. In ihnen konnte Lajara lesen, daß die Frau nicht wusste, was sie nun tun sollte: Gewährte sie der verletzten Frau Einlass war das Risiko groß, daß jene, welche sie so zugerichtet hatten, ihr hierher folgen würden. Verwehrte sie ihr die Hilfestellung bedeutete dies den sicheren Tod des Mädchens, denn es gab weit und breit kein anderes Haus als dieses. "Keine Angst, mir folgt NIEMAND..." ihre Kehle schmerzte bei jeder Silbe wie tausend Nadelstiche. Noch immer hatte sie die Wirtin fest im Blick, doch ihre Augen begannen ihr den Dienst zu versagen, und auch das brennende Gefühl in ihren Beinen war einer bleiernen Schwere gewichen. Mit letzter Kraft band sie einen Beutel mit Golstücken von ihrem Gürtel los und warf ihn der Gastwirtin vor die Füße, dann umfing sie Finsternis.
Drei Tage schlief sie, von Fieberträumen geschüttelt, ohne auch nur ein einziges Mal das Bewußtsein zu erlangen. Die Wirtin wechselte (sei es des Goldes wegen oder aus Mitleid) täglich mehrere Male Lajaras Verbände und pflegte sie mit wundreinigenden Kräutern. Als Lajara nach diesen drei Tagen für kurze Zeit die Augen öffnete schmerzte jeder ihrer Knochen und ihre Wunden brannten wie Feuer. Das Fieber ließ nicht nach, in diesem Zustand der geistigen Umnachtung gefangen begann sie zu phantasieren. Alles, was sie je in ihr Unterbewußtsein verdrängt hatte, suchte sich nun seinen Weg an die Oberfläche: Die glückliche Zeit als Kind, welche sie auf einem stattlichen Anwesen fernab der Städte mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester verlebt hatte. Der Raubüberfall, der ihre Eltern das Leben kostete und ihre Existenz in Schutt und Asche legte.... Die schwere Zeit danach, als Lajara mit ihrer kleinen Schwester Fejana an der Hand von dem Massaker geflohen war und sie ziellos durch die Lande irrten, bis sie in der Nähe eines kleinen Dorfes bei einer alten Einsiedlerin Zuflucht fanden.
Die alte "Hexe", wie sie von den Dorfbewohnern "liebevoll" genannt wurde, brachte ihnen den Umgang mit leichten Waffen und Kräutern bei, lehrte sie die Grundprinzipien der Magie. Mit der Zeit verdrängte Lajara die schmerzhaften Geschehnisse der Vergangenheit, doch Fejana hielt an ihrer Trauer fest und so wuchs auch der Hass in ihrem Herzen. Zuerst suchte sie halt in den verschiedenen Göttern. Damals, Lajara war gerade mal 14 und Fejana 12, verstand Lajara nicht, was mit ihrer Schwester geschah. Für Lajara selbst waren Götter nicht mehr als die schlimmeren Menschen: sie halfen dann, wenn es ihnen zufällig in den Sinn kam (oder man sie genug verehrte) und konnten auch sonst walten wie sie es wollten. Auch die Menschen mied sie, in ihnen sah sie nichts weiter als selbstgefällige Kreaturen, welche ihre Meinung schneller wechseln als ihre Hosen und alles verraten solange es ihnen zum Vorteil gereicht. Noch angewiderter war sie von den Dämonen: leere Versprechungen von Macht und Ruhm, letzte verlogene Anlaufstelle für gebrochene und zerstörte Kreaturen.... Verehren..."Niemals werde ich vor einem Gott oder Dämon buckeln!" waren ihre Worte.
Doch Fejana suchte Trost und ein Gegenmittel wider dem Zorn, den sie in sich spürte...beides konnte ihr ihre große Schwester nicht in dem Maße geben, nachdem es ihr Herz verlangte. Einige Jahre spielte Fejana mit dem Gedanken, Kleriker im Namen Xanas, der Weberin zu werden. Sie erhoffte dadurch ihr brennendes Herz beruhigen zu lernen, die Geschehnisse als Schicksal annehmen zu können. Doch es loderte weiter...und in Fejana wuchs der Wunsch, ihrem Haß genüge tun zu können. Jahre später, als Lajara 20 und Fejana 18 Sonnenkreise gezählt hatte, sollte Fejana schon bald finden, wonach sie strebte...
Lajara beobachtete die Entwicklung ihrer Schwester mit größter Sorge: hatte sie zuerst ihr Heil in den Göttern gesucht, so machte sie sie nun für all ihren Schmerz verantwortlich. Alle Reden, alles Verständnis, das Lajara ihr entgegenzubringen suchte, waren vergebens. Ihr zunehmender Haß ließ ihr Herz in Verzweiflung und ihre Gedanken in Dunkelheit versinken. Fejana wurde immer unzugänglicher, mehr noch als Lajara es je war. Und dann...
Lajara wachte auf. Nach einer Woche in diesem halbwachen Fieberwahn versuchte sie sich das erste mal wieder aufrecht hinzusetzten, doch es gelang ihr nicht. "Die Wunden werden aufbrechen! Bleibt liegen!" schimpfte die Wirtin auf sie ein. Lajara war zu schwach um zu streiten...Also legte sie ihren Kopf wieder auf das Kissen. "Ich werde nur schnell eure Verbände wechseln" meinte die Frau erneut und machte es dann auch so. "Ihr habt schlimm phantasiert..." fügte sie noch hinzu, ehe sie das Zimmer verließ. Doch Lajara hörte ihr gar nicht mehr zu. Sie strich mit ihren Fingern über den Verband, welcher ihren ganzen Oberarm bedeckte...über die Wunde, welche sie ihrer Schwester zu verdanken hatte....so schlief sie wieder ein.
....und dann, fast ein ganzes Jahr später, Fejana hatte sich intensiv dem Studium der Kräuter gewidmet und sich vollends von ihrer Schwester abgewandt, saß sie wie immer in ihrer Kammer und mischte Kräuter, destillierte Wasser und kochte den Sud aus diversen Reagenzien. Lajara beobachtete sie mit größter Sorge, denn in letzter Zeit hatte sie sich mehr mit den negativen denn mit den heilenden Wirkungen der Kräuter beschäftigt. Sie ging zu ihr in ihre Kammer und wollte sie zur Rede stellen, doch Fejana ignorierte sie. Als Lajara ihr an die Schulter fasste griff sie sich den Dolch, mit welchem sie eben noch die Kräuter geschnitten hatte, drehte sich um, um sie fortzu- schicken - doch aus versehen fügte sie ihr eine tiefe Fleischwunde auf dem rechten Oberarm zu. Einige Sekunden lang starrte sie erschrocken auf die Wunde, doch dann faste sich Fejana wieder, stieß sie aus dem Zimmer und verriegelte die schwere Holztüre. Lajara wußte nicht wie ihr geschah, beschloss jedoch, sie vorerst in Ruhe zu lassen und ihre Wunde zu versorgen. Diese Wunde würde jedoch lange nicht verheilen, denn mit dem Dolch, mit welchem sie Lajara unabsichtlich verletzte, hatte sie gerade vorher noch jene Giftkräuter geschnitten, mit welchen sie ihrem eigenen Leben noch in derselben Nacht ein Ende setzten sollte. Diese Wendung der Dinge versetzte Lajara in tiefste Apathie. Nichts war ihr mehr wichtig, so verließ sie die alte Hexe und ging fort. Sie hatte weder ein Ziel noch kümmerte sie ihre Ziellosigkeit. Sie fühlte nicht den Schmerz des Verlustes, denn sie fühlte gar nichts mehr. Weder war sie traurig, noch zornig oder verzweifelt. Auch träumte sie nicht mehr, weder war der Schlaf erholsam. Auch wenn sie stundenlang schlief, so kam es ihr doch nur vor wie fünf Minuten, und jedesmal war sie erschöpfter als zuvor. Der Schlaf glich einem schwarzen Loch, welches sie verschluckte und ihr ein Stück ihrer Seele raubte, ehe es sie am nächsten Morgen wieder ausspie. So wanderte sie bestimmt an die 30 Tage umher, ziellos, bis sie in einer sternlosen
Winternacht auf offenem Felde von einer vermummten Gestalt angegriffen und beinahe niedergestreckt worden wäre. Sie hatte sich nie wirklich etwas aus dem Kämpfen gemacht und konnte sich ihres Lebens deshalb nur knapp erwehren...doch der Schock, erneut um das eigene Leben fürchten zu müssen, riss alte Wunden wieder auf und befreite sie aus ihrem Zustand der Seelenlosigkeit. Und jetzt war sie hier, in einer alten Herberge mitten im Nirgendwo (sie wusste wirklich nicht wo) und sah sich all ihren alten Geistern gegenübergestellt.
Wieder wachte sie auf. "Diesmal waren es nur zwei Tage, die ihr geschlafen habt..aber diese Ruhe brauchtet ihr auch, damit eure Wunden heilen." Die Wirtin nahm ihr die Verbände ab und tatsächlich waren jene Wunden, welche der vermummte Bastard verursacht hatte, schon fast verheilt. Nur die Wunde auf ihrem Oberarm nicht. "Da bleibt euch eine Narbe." meinte die Frau. "Ich weiß" erwiderte Lajara heiser.

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