Es war ein ganz normaler morgen in Britain. Maya war gerade erst aufgewacht, taumelte schlaftrunken zu dem Fass mit Wasser in ihrem Zimmer und tauchte ihren Kopf ein paar Sekunden hinein. Das eiskalte Wasser vertrieb die Müdigkeit mit einem Schlag. Sie betrachtete ihr Spiegelbild im Wasser einige sekunden lang und erstarrte.
»Wie... ist das denn möglich?« stammelte sie leise und fuhr sich durch das Gesicht. Sie sah irgendwie ein wenig jünger aus als vorher. Wie war das möglich? Bisher war sie nur ein einziges mal jünger geworden, und das war... sie fuhr wie vom Blitz getroffen zusammen - sie hatte ihre Schwester völlig vergessen! Sie musste sie befreien aus dieser Höhle. Sie wusste nicht wie sie reagieren würde, aber sie musste sie da wegholen. Sie hatte später genug Zeit, über diese schleichende Verjüngung die ihr anscheinend widerfahren war nachzudenken...

Als Maya gerade das Haus beinahe fluchtartig und vollkommen kopflos verlassen wollte stieß sie mit Il'yenna zusammen die gerade an die Tür hatte klopfen wollen. Maya murmelte irgendeine Entschuldigung, nahm sie aber gar nicht wirklich wahr, bis sie merkte das sie gerade etwas heftig an den Schulter gepackt und gerüttelt wurde. Sie wollte sich instinktartig wehren, als sie die Stimme Il'yennas wie durch einen Nebel hörte: "Wirst Du jetzt wieder zu Verstand kommen, oder soll ich Dir ein paar Ohrfeigen geben?"
Das nächste was sie wieder bewußt wahrnahm war etwas heisses das ihr den Mund verbrannte. Sie begann zu husten und zu spucken und sah dann klar Il'yenna vor sich stehen, die ihr eine heiße Kaffeetasse an den Mund hielt. Sie schob die Tasse mit einer kraftlosen Handbewegung weg und sah Il'yenna fragend an.
"Ich konnte Dir ja nicht gut Schnaps einflößen um Dich wieder zur Besinnung zu bringen, oder?" wurde sie angeblafft. "Was ist eigentlich los?"

»Schnaps wäre schon in Ordnung gewesen... naja, ist ja auch egal eigentlich. Lass uns mal reingehen.«
Sie öffnete die Türe von ihrem Haus, zog Il'yenna hinein und schloss die Türe wieder, wohl darauf achtend das wieder Hund, Katze oder Ratte die Gelegenheit nutzen konnten das Haus fluchtartig zu verlassen. Maya kramte in ihrer Lebensmittelkiste und stellte wortlos zwei Flaschen Bier auf den Tisch und liess sich dann schwer auf den Stuhl fallen.
»Du erinnerst dich doch noch daran das ich eine Schwester habe, vermute ich? Naja. Jedenfalls ist sie wohl irgendwo in einer Höhle gefangen... ein befreundeter Magier... hat da mal irgendwie mit irgendwelchen Geistern irgendwelche Informationen herausbekommen, und ich wollte sie befreien...«

"Hm..." machte Il'yenna wortreich. Das Bier auf dem Tisch wurde von einem wenig begeisterten Blick gestreift, der aber unkommentiert blieb. "Also. Du hast eine Schwester. Wenn Du das sagts wird das schon so sein!" grinste sie, wurde dann aber auch übergangslos wieder ernst. "Und Du sagst sie wäre in einer Höhle gefangen? Weil irgendein dubioser Magier irgendwas wirres von Geistern erzählt hat???" Unglauben und Skepsis spiegelten sich sowohl in ihrer Stimme als auch in ihrer Miene wieder. "Ich helfe Dir natürlich gerne sie zu befreien, aber kannst Du das ganze vielleicht etwas klarer erzählen? Vor allem, warum bist Du ausgerechnet jetzt in so einem erbärmlichen Zustand? Der Magier wird Dir ja nicht im Traum erschienen sein, oder?"

Maya's Bier wurde hingegen recht schnell geleert, in einem langem Zug. Nachdem sie die Flasche ausgetrunken hatte fluchte sie leise.
»Verdammich, ich wollte doch nicht mehr saufen...«
»Hmm. In einem erbärmlichem zustand? Das würd ich so nicht sagen, ich war schon in viel schlechterem Zustand finde ich. Naja. Der Magier hatte früher mal was erwähnt und es ist mir erst jetzt wieder eingefallen... leider habe ich ihn lange nicht mehr gesehen. Naja. Das du mir helfen willst ist ja nett, aber ich weiss nicht so recht, das ganze könnte recht gefährlich werden...«

"Ähm... ja... sicher!" erwiderte Il'yenna. "Es geht Dir gut und toll und überhaupt! Und Dein Gedächtnis ist auch sehr gut in Schuß!" spottete sie. "Du hast einfach so vergessen, das Dir jemand gesagt hat, das Deine Schwester in Gefahr ist." Sie zog eine Augenbraue hoch und sah Maya zweifelnd an. "Hatte denn Dein 'Magier' auch eine Vision WO Deine Schwester gefangen gehalten wird?"
"Und außerdem bin ich nicht nett!!!" setzte sie verärgert hinzu.

»Nagut, dann geht es mir eben nicht gut und überhaupt wenn du darauf bestehst...« murmelte Maya ein wenig genervt. Sie stand auf, ging zu ihrem Wandschrank und kramte diverse Dinge hervor... Rüstungsteile, Waffen, Proviant, Schlafsack...
»Irgendwo in irgendwelchen Bergen im Norden der Welt meinte der Magier zu mir...« erklärte sie, während sie die Sachen zusammenpackte.

"Ich kann auch einfach wieder gehen und Dich ignorieren!" knurrte Il'yenna verärgert. "Wenn Du keine Hilfe und keine Freunde magst, mußt Du das nur sagen!" Sie drehte sich zur Tür und wandte sich zum Gehen.