Gedankenversunken stand Helga vor dem Kamin und wärmte sich am Feuer. Schon seit Tagen hatte sie nichts mehr von Ciro gehört und zu ihrer Sorge um ihn, mischte sich eine unendliche Leere und Einsamkeit. Sie fühlte sich verraten, verraten von ihren sogenannten Freunden, die ihr nun unterstellten sie wäre für Ciros Verschwinden verantwortlich. Die außerdem dachten sie hätte Ciro betrogen.

Viel zu spät bemerkte sie das leise Geräusch hinter sich, viel zu langsam reagierte sie auf den Ledersack der ihr plötzlich über den Kopf gezogen wurde. Eine halbe Sekunde stand sie einfach nur starr vor Schreck da, bis sie endlich anfing sich zu wehren. Panisch schlug sie um sich, doch ihr Gegner war sichtlich stärker. Erst als sie am Boden lag, ihr Angreifer auf ihr saß und ihr die Hände am Rücken zusammenband, stellte sie ihre Gegenwehr ein und ergab sich ihrem Schicksal.

Ängstlich saß Helga vor ihm und starrte Berith an. Doch es war anders als sonst. Ruhig und gelassen sprach er auf sie ein. Seine Worte, sie machten Sinn, alles klang so einfach.
Ciro, er war an allem Schuld. Er ließ sie alleine, er ließ zu daß Berith sie in ihrem eigenen Haus überwältigen konnte. Immer wenn sie ihn am nötigsten brauchte war er nicht da!
Ein seltsames Gefühl durchfuhr sie, als er ihr sanft über die Wange strich und ihre Tränen wegwischte. Auf eine seltsame Weise, war sie plötzlich froh daß er da war.
Einige Zeit noch redete er auf sie ein, ihr Geist war schwach und seine Argumente überzeugend.
Wie schon einst auf dem Friedhof, bot er ihr an sich ihm anzuschließen. Er versprach ihr, daß er immer für sie da sein würde, und sie nicht alleine lassen würde, so wie Ciro es tat.
Hatte sie sich getäuscht in ihm? War er garnicht das Monster für das sie ihn hielt?
Als er sie losband und zur Tür rausging, war sie kurz davor ihm zu folgen. Doch etwas hielt sie zurück, der Gedanke an Ciro. Sie mußte ihn noch einmal sehen.

Nachdenklich saß Helga im Ordenshaus, als Dante reinkam. Er sagte nichts und auch sie schenkte ihm keine Beachtung. Kurz darauf kam auch er, Ciro. Wut packte sie, als sie sah wie er freudig auf die zustürmte und sie in den Arm nehmen wollte. Ein gezwungenes Lächeln huschte über ihre Lippen, jedoch erwiderte sie seine Umarmung nicht.
Seine Entschuldigungen, sie kamen ihr so lächerlich vor. Seine Nähe war für sie plötzlich unerträglich. Sie mußte weg von hier!

Zur Ruhe kam sie erst wieder, als sie in ihrem Haus in Britain war. Doch sie war nicht lange alleine. Berith, er hatte sie scheinbar verfolgt. Keinen anderen Menschen, hätte sie jetzt um sich haben wollten doch sie war selbst über ihre Worte verwundert als sie ihn in fast flehendem Ton bat zu bleiben. Berith, scheinbar auch darüber überrascht nickte nur stumm.
Eine Weile redete sie miteinander und Helga war sich immer unklarer darüber was nun richtig oder falsch war.

"Ich kann dir nur den Weg zeigen, über die Schwelle musst du selber Helga" sagte er zu ihr in ruhigem Ton und nahm sie anschließend in den Arm. Zu jenem Zeitpunkt war Helgas Wille endgültig gebrochen, sie wollte, sie mußte ihm einfach glauben!

"Ich werde mit euch gehen" sagte sie und lächelte dabei leicht, beinahe erleichtert.
Berith nickte stumm und gab ihr anschließend eine Robe.

Einige Zeit später ritt sie noch ein letztes mal zu Ciros Haus und hinterließ dort eine Nachricht und ihre Robe mit dem Abzeichen der Gilde.

Cove, eine widerliche Stadt. Sie fand es schrecklich, aber Berith er lebte dort.
Schweigend saß sie in seinem Zimmer und beobachtete ihn. Sie fühlte sich so hilflos und war froh daß er in ihrer Nähe war.
Doch sie dachte auch an Ciro und ein trauriger Schatten huschte dabei über ihr Gesicht...

Berith winkte ihr, ihm zu folgen und so ritten sie abermals zu dem Ordensgelände. Sie wußte nicht was er vorhatte, aber sie hoffte insgeheim Ciro noch einmal wiederzusehen.

Unendlich traurig sah Ciro Helga an, als er sie an Beriths Seite sah. Es tat ihr weh ihn so zu sehen, nur mit Mühe konnte sie ihre Tränen unterdrücken. Eine Weile sprachen sie miteinander.
Es war zu spät, dachte sich Helga und bat Ciro um etwas Bedenkzeit. Ciro nickts nur stumm und meinte dann er würde sie immer lieben, egal was passieren würde und daß sie immer einen Platz bei ihm hätte.
Berith der die ganze Situation beobachtet hatte, meinte plötzlich es wäre hier sicherer für Helga, als in Cove. Er wußte sie war dort nicht gerne gesehen und es war nur eine Frage der Zeit, bis ihr etwas zustoßen würde.
Doch Helga weigerte sich, sie wollte bei Berith bleiben.
Überraschend kam von Ciro das Angebot daß auch Berith hierbleiben könnte. So willigte Helga ein und führe Berith im Ordensgelände herum.
Die ganze Zeit schon, hatte Helga eine Frage im Kopf. Warum hatte sie Berith weggeholt? Enttäuscht über seine Antwort, er wollte bloß Ciro weh tun, ging sie ins Haus, unklar darüber was sie nun tun werde.

An der Taverne in Britain traf sie Ciro wieder und auch Berith war da.
Helga hatte eine schwere Entscheidung zu treffen und Ciro wartete auf eine Antwort.
Kurz unterhielt sie sich noch mit Berith, der scheinbar bereits wußte wofür sie sich entscheiden würde.
Ihre Entscheidung fiel ihr umso leichter, als er versprach trotzdem bei ihr zu bleiben.

Mit pochendem Herz stand sie vor Ciro und bat ihm ihr zu verzeihen. Ciro überrascht darüber, meinte nur er müßte sich entschuldigen, nicht sie. Zögerlich nahm sie seine Hand und flüsterte leise "Ich liebe dich"...
Unsicher darüber ob es je wieder so sein würde wie es war, umarmte sie ihn.
Vielleicht mußte es aber garnicht so werden wie es einst war, vielleicht würde jetzt alles besser werden.
Es war eine neue Chance für die Beiden und vielleicht auch eine neue Chance für Berith.