"Kein anständiger Mensch lässt sich mit so einem ein! Ein gesuchter
MÖRDER! Ein Verbrecher! Mit so was gibst du dich ab?!" hallte es aus einem
Zimmer in der Bärenhöhle. Sixtus schrie Liriel weiter an während sie in
Gedanken bei Brady war. Sie hatten sich grade erst kennen gelernt, doch sie
musste andauernd an ihn denken. Ja, er ist aus dem Gefängnis geflohen, er ist
ein Mörder, das sagte er ihr gestern abend am Friedhof. Er machte seinem Ruf
als Barbar bei ihrem Treffen wirklich große Schande, dachte sie lächelnd.
"Liriel!" riss Sixtus sie aus ihren Gedanken "hörst du mir überhaupt zu?"
"Ja, natürlich" log sie ihren Bruder an.
"Ich verstehe dich wirklich nicht!" knurrte er sie wütend an.
Doch sie war wieder in Gedanken bei Brady, wie er sie in den Arm nahm und
sie wärmte. Wie er ihr die bittere Wahrheit über sich erzählte. Es schockte sie,
doch etwas an ihm zog sie magisch an.
"Tu doch was du willst, Liriel! Doch wenn du dich weiterhin mit diesem...
diesem Kriminellen triffst will ich nichts mehr mit dir zu tun haben!" schrie
Sixtus erregt und stampfte aus dem Zimmer.
Verständnislos schüttelt sie den Kopf. Wieso macht er so ein Drama daraus?
Ist es nicht ihr Leben? Seit sie hier in Britannia lebten kümmerte er sich eh
kaum noch um sie, ließ sich kaum mehr blicken...
Dachte sie kurz und schweift in Gedanken wieder zu Brady. Ob es ihm gut
geht? Ob er in Schwierigkeiten steckt? Sie dachte noch eine Weile nach bis sie
einen Entschluss fasste.
Um sich abzulenken ging sie auf den Friedhof. Sie wollte allein sein, ihre Wut
rauslassen, über den Streit mit Sixtus nachdenken. Entschloss sie sich und ritt
Richtung Friedhof.

Brady und Liriel trafen sich seitdem regelmäßig, meist in ihrem kleinen Zimmer.
Dort konnten sie ungestört sein und Brady brauchte sein Gesicht nicht zu
verstecken.
Selten sah man sie zusammen in der Öffentlichkeit. Und wenn doch taten sie
so als ob sie sich nicht kennen würden.
Mit der Zeit hielt Liriel es kaum mehr eine Minute aus ohne an ihn zu denken
und wurde unberechenbar vor Sorge wenn sie ihn längere Zeit nicht sah.

*ein paar Tage später*

Erst vor wenigen Stunden verabschiedeten die beiden sich. Daraufhin
entschloss sie sich zum Friedhof zu gehen und ihre Gedanken von Brady
loszureißen.
Mitten im Kampf taucht ein Mann auf. Groß, kräftig, doch sein Gesicht war
nicht zu erkennen. Er beobachtete sie, selbst noch als sie sich den zweiten
Skelettkrieger vornahm.
Lachend rief er ins Kampfgeschehen: "vorhin war ich dir wichtiger als ein paar
Untote..."
Liriel erkannte seine Stimme sofort! Brady! Sie stockte kurz, doch der
Skelettkrieger war noch zu töten.
Als sie diesen mit einem schnellen hieb den Kopf abtrennte und somit aus
seiner jämmerlichen Existenz befreit hatte und sich seines Goldes annahm
wendete sie sich lächelnd ihrem Geliebten zu.
"Du bist mir immer noch wichtiger! Doch ich kann doch nicht riskieren dass du
deinen guten Ruf als Barbar verlierst nur weil dich ein Untoter angreift und du
ihn töten musst"
Schmunzelnd ging sie auf ihn zu.
Etwas verbittert sprach er: "Darüber muss ich mit dir reden"
"Setzen wir uns auf die Bank"
Die Antwort nicht abwartend ging Liriel voran. Als er sich neben ihr niederließ
sah sie ihn fragend an. "Dein Ruf..." traurig blickt er sie an "Mein Ruf... ja...
ich vertraute dir meine Vergangenheit an und nun bitte ich dich mir zu helfen
diese hinter mir zu lassen. Ich möchte ein neues Leben anfangen. Ohne
Morden, Gewalt und Angst. Und mit dir!"
Er blickte sie traurig lächelnd an "natürlich nur wenn du willst"
"Oh ja!" Glücklich lächelt sie ihn an "Ein Leben in dem ich nicht ständig um
dich bangen muss!"
Zärtlich nahm er sie in die Arme und küsste sie.
"Doch wie stellst du dir das vor?" fragte sie ihn.
Ich hab da schon eine Idee..." langsam kam er an ihr Ohr und flüsterte ihr
etwas zu.
Ein kurzes Grinsen huschte Liriel über ihr Gesicht "ja, dass ist gut!"
beide ritten daraufhin getrennter Wege Richtung Stadt und trafen sich wenig
später in der Taverne Cat's Lair. Auf dem Weg dorthin überlegte sie ob der Plan
wirklich so gut sei, schließlich wollten sie ein neues Leben beginnen und nicht
das Alte noch einmal anfangen... Doch es schien ihr der einzige Ausweg. Sie
liebte ihn, dessen war sie sich mehr als sicher und um ihn in Sicherheit zu wissen
würde sie über Leichen gehen!

Wenig später trafen sie sich an der Taverne, traten ein und setzten sich in eine
Ecke. Liriel stand auf, holte ein paar Biere während Brady die Anwesenden
aufmerksam studierte.
Gariot trat ein, zwängte sich durch die Reihen und setzte sich zu den beiden da
kein anderer Platz frei war.
Am Nachbartisch wurde über die entflohenen Verbrecher Raggaz, Eskarna
und Brady erzählt.
"Man sollte ernsthafter nach ihnen suchen.. das bringt doch alles nichts..."
Gariot stimmte leise und unbeteiligt zu "ja, das sollte man"
Brady und Liriel warfen sich einen kurzen Blick zu und entschieden instinktiv.
Liriel wendete sich zu Gariot und sprach ihn leicht spöttisch an "Ach, ihr
wollt nach denen suchen?"
Gariot nickte leicht und starrte weiterhin teilnahmslos auf den Tisch.
Etwas neugieriger hackte sie nach "Und wie?"
Da sah Gariot das erste mal auf "Eine Falle..."
Leicht spöttisch erwiderte sie "alleine?"
Schmunzelnd hielt Brady sich aus dem Gespräch heraus, seine Hand sanft auf
ihrem Rücken weilend.
Gariot schüttelt leicht den Kopf
Liriel drehte den Kopf zu Brady und warf ihm ein freches Grinsen entgegen,
dessen Sinn er sofort verstand.
Bradys Mimik blieb hart, doch seine Augen funkelten.
Als Liriel Gariot wieder ansah hatte sie wieder ihren gleichen, belanglosen
Gesichtsausdruck wie zuvor. "
Ich könnte schon ein Abenteuer vertragen und *stockt* ...Lars... hier auch"
sprach sie zu ihm.
Erstaunt blickte Gariot ihr das erste mal in die Augen und musterte sie
eindringlich.
Leicht abschätzend erwiderte er ihr "Ihr? Ihr seid eine Frau!"
Ein kurzes Lachen konnte sie sich nicht verkneifen und auch Brady musste
kurz auflachen. Doch dann wurde Liriel wieder ernst und sah Gariot fest in die
Augen.
Gariot leicht erstaunt "Ihr traut es euch zu?"
mit einem stummen nicken antwortete sie Gariot.
"Und ihr auch, Lars?" fragte Gariot Brady
"hm... nun gut..." brummte Brady Gariot entgegen.
Eine Weile noch saßen die Drei zusammen und kamen überein das sie sich
am nächsten Morgen vor der Bank zu Britain treffen würden.

So trafen die Drei sich am nächsten Morgen zur jagt auf die Verbrecher.
Brady, der am Vortag verlauten ließ dass er den Aufenthaltsort erahne, führte
sie Richtung Yew, direkt zu den Baumgeistern. Dort angekommen schickte
Brady Gariot vor um die Lage zu erkunden. Wiederwillig rüstete er sich und
ging von dannen.
Derweil entfachte Liriel ein Feuer und setzte sich ins Graß.
"Jetzt heißt es warten..." murmelte sie leise.
Einige Zeit später kam Gariot halb tot aus dem Gestrüpp gekrochen "helft mir"
krächzte er schwach.
Ein lächeln huschte über Liriel Gesicht. "Natürlich...", stand auf und ging auf ihn zu.
"Ich werde euch von eurem Leid befreien" lachte sie ihm entgegen.
Sie fasste in Gariots Haare und riss seinen Kopf hoch. Mit dem Dolch in der
anderen Hand schnitt sie ihm langsam die Kehle auf und sah dabei lächelnd in
seine vor Angst weit aufgerissenen Augen.
"So müsst ihr nicht lange leiden..." flüsterte sie ihm ins Ohr
Brady trat hinter Liriel und fing breit an zu grinsen. „Jetzt sind wir unserem Ziel
ganz nahe!“ sprach er erfreut.
Leicht nickend ließ sie Gariot zu Boden sinken und fing sogleich an ihn von
seiner Rüstung zu befreien.
Nach kurzer Zeit half Liriel Brady noch aus seiner Rüstung und begann damit
sie Gariot anzuziehen. Währenddesse mühte sich Brady in die Rüstung von
Gariot.
Nachdem beide fertig waren, zückte Liriel abermals ihren Dolch und machte
Gariots Gesicht unkenntlich, so das niemand erkennen könne wer die Leiche
sei.
Brady, leicht erschöpft vom umziehen setzte sich ans Feuer und sprach zu Liriel:
"Was nun? Ich wurde schon gesehen, jeder wird mich erkennen!"
Liriel, bereits einige Utensilien im Anschlag lächelte Brady an und erwiderte:
"Keine Sorge Liebster ich habe schon eine Idee, gedulde dich noch ein wenig."
Sie setzte sich ans Feuer und stellte die Sachen vor sich auf den Boden.
Eine weile lang mixte sie verschiedenste Reagenzien, darunter auch einige
Haare von Gariot. Zum Schluss fügte sie noch ein wenig seltsam
schimmerndes Wasser hinzu und goss alles in eine Phiole. Triumphierend hielt
sie ihr Werk hoch und brachte es Brady. "Hier" sprach sie. Trink das und jeder
wird dich als Gariot sehen! Niemand (!!!) wird dich wiedererkennen.
Vor Freude strahlend trank Brady die Phiole aus und wurde augenscheinlich zu
Gariot.
Brady stand auf, nahm Liriel an die Hand uns sprach:
"Guten Tag, Mylady! Mein Name ist Gariot vom grauen Tal“
sichtlich amüsiert erwiderte Liriel:
"Guten Tag, Mylord! Würdet ihr eine armen, hilflosen Frau aus dieser finsteren
Gegend geleiten?"
Wir leben alle unter dem selben Himmel, aber wir haben nicht alle denselben Horizont.
Konrad Adenauer