Die Nacht bricht gerade herein und es verspricht eine Nacht voller Sternschnuppen zu werden. Er sitzt auf einer Bank an einem kleinen See und versuche beim Angeln, seine wirren Gedanken zu ordnen. Zuviel ist in den letzten Tagen passiert. Seitdem die selbstauferlegte Trauerzeit auf Grund des Todes seiner Frau vorbei war, dachte er, seinen Schwermut von sich abstreifen zu können und nun wieder heiterer Stimmung die Welt sehen. Irgendwie ging es aber nicht. Es vergeht nicht ein Tag, wo er Elend,Trauer und Verlust begegnet und ihn ins Mark erschüttert. Vorher fiel es ihn leichter, damit umgehen zu können. Doch nun möchte er lachen, doch es bleibt fast immer ihm im Halse stecken. Er fühlt sich Müde, sehr Müde.

Einige Tage nun sitzt er nun dort, ohne jegliche Nahrung zu sich genommen zu haben. Sein Körper scheint langsam auszudören. Plötzlich erhebt er sich und sagt mit brüchichiger Stimme "Das Meer, ich muss zum Meer". Sofort begibt er sich Richtung Westen, ohne vorher sich Wegzehrung oder seinen getreuen vierbeinigen Freund zu holen. Als er die Gestade der länderumfassenden Wasser erreicht, merkt er, dass sich Nebel über das Wasser gelegt hat. Er steht nur da und fängt an, stundenlang in den Nebel zu starren. Er wartet, nur worauf, das ist ihm nicht bekannt. Plötzlich hört er das schleifende Geräusch von Rudern in ihren Riemen. Ein Schiff in strahlenden Weiss kam auf ihn zu. Ein hochgewachsener Mann voller Anmut spricht ihn mit einer der wohlklingendsten Stimme an, die er je hörte. Der reine Klang erinnert ihn an die Stimme einer Freundin. "Wir sind bereit, kommt Ihr?" Er begibt sich ohne Zögern auf die Planke, die vom Schiff von Geisterhand kam. So bald er an Bord ist, kommt das Schiff in Fahrt und setzt Kurs gen Westen.

Die reine Meeresluft fing an, sich bemerkbar zu machen. Und auch schienen die Sorgen hinter ihm zurückzubleiben. Er konnte endlich wieder kontrolliert denken. Keine Gedanken schossen mehr wirr durch seinen Kopf. Er dachte über seine Zukunft nach. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter und er drehte sich zu dem Träger hinter ihm um. Es war der Mann, der ihm vom Schiff aus zugerufen hatte. Als er ihm nun in die Augen schaute, merkte er, wie der Mann ohne gesprochene Worte ihm was sagte. Er konnte alles verstehen. Die Worte waren voller Gütigkeit und Mitleid und sie berührten ihn sehr. Und die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Es schien, dass er sich ein wenig aufrichtete und eine Last leichter nun zu tragen ist. Er setzte sich an ein Pult, griff nach einer Feder und schrieb einen Brief voller Schmerz. Er ging, nachdem er den Brief in einen Umschlag gelegt hat und diesen mit seinem Siegel versehen hat,zu dem fremden Mann. Dieser hatte unerklärlicherweise auf einmal eine weisse Taube in seinen Händen. Der Mann befestigte die Nachricht und liess die Taube los. Sie stobte in den Himmel und flog nach Süden. Nach Süden, wo seine Hoffnung nun zu Hause war.

Tagelang nun segelte das Schiff durch ihm völlig unbekannte Gestade. In der Ferne konnte man vage die Umrisse von Ländern sehen, doch kamen sie nahe genug, um festzustellen, wo sie sich befanden. Er merkte nur, dass die Luft ständig wärmer wurde und sie ihm gut tat.

Plötzlich ertönte von hinten ein Pfiff. Er drehte sich zu dem Mann um, der ihn schon auf die Reise mitgenommen hat. Der Mann zeigte in den Himmel gen Westen. Zuerst konnte er nichts erkennen, doch dann bemerkte er er einen kleinen Punkt, der sich ihnen schnell näherte. Nach einem kurzen Augenblick konnte er sehen, dass es die Taube war, die mit seiner Nachricht losgepflogen ist. Die Taube landete bei ihren Herrn, der die Nachricht vom Bein löste und sie ihm gab. Er öffnete angsterfüllt den Brief und zögerte, ihn zu lesen. Der Mann mit Taube sagte nur "ob Ihr ihn lesen werdet oder nichts, es wurde entschieden".

Er fing nun an, den Brief zu lesen. Man bemerkte dabei, wie seine Angst langsam einer Erleichterung wich. "Vielen Dank, Mylord, Eure Güte ist wahrhaft grenzenlos". Er schaute zum anderen Mann und sprach "Mein Herr, setzt bitte Kurs in Richtung Heimat. Ich möchte nach Hause". Da lachte der andere Mann und sprach "Geduld, mein Freund Geduld, noch nicht, noch nicht".